Mit einem hochinteressanten Programm selten zu hörender Musik aus Archiven der Klosterkirche Braunau und der Wallfahrtskirche Klattau war der Chor Kollegium für geistliche Musik aus Klattau unter der Leitung des Musikologen Vit Aschenbrenner in der Further Stadtpfarrkirche zu Gast. Auf Einladung des Further Kirchenmusikers Wolfgang Kraus hatten der Musikkreis Bayern-Böhmen aus Lam und der tschechische Verein Artis Fontes dieses Konzert in grenzüberschreitender Zusammenarbeit mit der Pfarrei Mariä Himmelfahrt veranstaltet. Zur instrumentalen Unterstützung hatte der Chor das Streicherensemble Consortium musicum aus Pilsen mitgebracht. Dieses eröffnete das Konzert mit der zweisätzigen Sonata al Santo Sepolcro von Antonio Vivaldi.
Das Eröffnungsstück zeigte nicht nur den Passionscharakter des Konzerts auf, sondern auch den vielschichtigen Charakter der Musiküberlieferung in den Klöstern des Habsburgerreiches während des 18. Jahrhunderts. Italienische Künstler, die in Wien wirkten, wie etwa Vivaldi, Legrenzi oder Lotti standen da neben deutschen Musikern wie Johann Joseph Fux und böhmischen Komponisten wie Frantisek Xaver Brixi. Besonders interessant waren in diesem Zusammenhang auch die Werke der weniger bekannten Künstler Pater Gunther Jacob und Johann Georg Reutter.
Das Programm geriet erstaunlich abwechslungsreich, wenn man die gemeinsame Entstehungszeit der Werke in Betracht zieht. Das lag auch daran, dass die Besetzungen wechselten, in denen musiziert wurde. Reine Instrumentalwerke, die von den acht Streichern und der Organistin gespielt wurden, wie das schon erwähnte Eingangsstück von Vivaldi, standen neben vierstimmigen Chormotetten, die lediglich vom Basso continuo gestützt wurden; Solokantaten mit Instrumentalbegleitung neben Motetten im Kantatenstil, in denen Chor und Instrumentalisten gleichberechtigt musizierten. Drei Solisten musizierten aus dem Chor heraus, der mit seinen 16 Mitgliedern sehr kammermusikalisch und homogen agierte. Den vierten Solopart des Tenors musste der Dirigent selbst übernehmen, was aber keinerlei klangliche Einschränkung bedeutete.
Besonders erfreulich war die absolut saubere Intonation des Chores, und das trotz des doch manchmal etwas direkten Stimmeinsatzes der Sängerinnen und Sänger. Letzteres führte zu einem sehr kräftigen, fülligen Gesamtklang des Ensembles, in dem der vokale Part stets mit dem instrumentalen Part im akustischen Gleichgewicht lag. Zu einem sehr berührenden musikalischen Moment geriet die Motette „Tenebrae factae sunt“ von Gunter Jacob, in dem zunächst die Altistin mit ihrer sehr angenehm timbrierten Stimme einsetzte, gefolgt vom Bass, Sopran und schließlich vom ganzen Chor, stets getragen von den sauber musizierenden Streichern, die sich sehr schön am barocken Klangbild orientierten. Bei Legrenzis Triosonate „La Cornara“ wechselte der Dirigent an die digitale Kleinorgel und musizierte zusammen mit den beiden Violinen und dem Cello mit sehr abwechslungsreicher barocker Dynamik, was besonders im langsamen dritten Satz sehr gut gelang.
Der Chor hatte auch Gelegenheit, seine rhythmische Sicherheit in der Fuge „Ad te levavi“ von Georg Reutter und besonders auch im letzten Psalm „Miserere“ von Gunter Jacob zu beweisen. Während letzteres Werk in einer wohldosierten Steigerung bis zum Schluss hin aufgebaut war, endete ersteres mit einem nicht weniger eindrucksvollen Decrescendo. Ohne Zweifel hat Vit Aschenbrenner mit diesem Konzert eine sehr eindrucksvolle Visitenkarte seiner musikalischen Arbeit abgegeben, die die Zuhörer zu herzlichem Applaus animierte.
Seltene Chormusik
Mit einem hochinteressanten Programm selten ...